Gemütlich stehen wir auf und treffen uns nach und nach in der Hotellobby in Hangzhou. Manche stärken sich beim Frühstück im Hotel, Andere ziehen los um ein besseres Frühstück oder einfach nur Souvenirs zu kaufen. Denn heute steht ein lockerer Transfer nach Shanghai an und am Ende des Tages werden wir in Shanghai auf einen Aussichtsturm gehen. Der Weg mit Gepäck zum Bus, mit dem Bus zum Bahnhof und dann auf unsere Tickets warten ist für uns mittlerweile Routine. Immer noch ungewohnt sind für uns die Dimensionen. Der Bahnhof in Hangzhou lässt sich vergleichen mit einem Flughafen! So warten wir auch eine knappe Stunde bis Peong Peong den Schalter gefunden hat und unsere Tickets kauft.
Die Zugfahrt geht schnell vorbei und in dem versmoggten Shanghai steigen wir in den Bus, in der Erwartung gleich wieder am Hotel auszusteigen. Aber weit gefehlt, das Hotel liegt außerhalb und die Busfahrt dauert ca. 2 Stunden. Damit hat sich auch der Besuch des Turmes erledigt, denn der schließt bevor wir ihn nochmal erreichen können. Die Enttäuschung in der Band ist groß, da kann auch die Einrichtung des Hotels (wie zum Beispiel die große Lobby aus Marmor) nichts daran ändern. Tim ist ja schon an Planänderungen gewöhnt und organisiert prompt als Alternative eine Bandprobe. Erstaunlicherweise schafft es Jens 15 Minuten später trotz allgemeinem Frust eine konstruktive Probe zu leiten.
Abends geht es dann in ein Restaurant in der Nähe. Die Einrichtung kommt uns eigenartig vor und als wir das Besteck sehen dämmert es uns: Wir sind in einem westlichen Restaurant. Zum ersten Mal seit knapp zwei Wochen essen wir mit Messer und Gabel. Aufgetischt werden uns zuerst Gerichte, die uns an Blattsalat und Kartoffelsalat erinnern. Danach gibt es Fleisch, Unmengen Fleisch, die Vegetarier tun uns leid. Ich schätze die Chinesen haben ein ähnliches Erlebnis, wenn sie zu Hause in Deutschland chinesisch essen gehen. Nach einer Runde Karaoke in dem Restaurant und einem Absacker auf dem Zimmer geht es ins Bett, denn morgen steht ein langer Sightseeingtag an.
Am nächsten Tag haben wir die Enttäuschung überwunden. Zusammen checken wir aus und begeben uns per Bus zurück in die Innenstadt Shanghais. Dort haben wir zuerst Freizeit in der berühmtesten Straße der Stadt: der Nanjing Road, eine Fußgängerzone in der sich große Einkaufscentren und Konsumläden aneinanderdrängen. Was uns aber noch mehr beeindruckt sind die Seitenstraßen. Keine 20m Luftlinie entfernt in einer Parallelstraße reihen sich winzige Metallwaren- und Haushaltsläden, die von Armut zeugen.
Die Nanjing Road endet am Huangpu River. Dort am Rande des Flusses befindet sich eine Uferpromenade mit einer gigantischen Aussicht über die Skyline Shanghais. Hier befindet sich auch unser Treffpunkt und natürlich machen wir auch hier ein Gruppenfoto.
Nun geht es Aussichtsturm, den wir am Vortag nicht mehr besuchen konnten. Zum Greifen nah scheint der Oriental Pearl Tower, den wir gleich besuchen. Trotzdem fahren wir ca. 45 Minuten bis wir an der anderen Flussseite ankommen. Von unten war die Skyline schon beeindruckend, aber der Blick von der Aussichtsplattform des Turmes ist wirklich atemberaubend. Die Superlative Shanghais entfaltet sich auf einem 360 Grad Blick um uns herum. Was dem Eindruck die Krone aufsetzt ist, dass wir genau zur Richtigen Zeit hier sind: die Abenddämmerung. Langsam knipsen alle die Hochhäuser rund herum die Lampen an und wir lassen uns verzaubern von den Lichtern der Großstadt.
Doch genug über die Aussicht, weiter im Text. Nach dem obligatorischen Gruppenbild vor dem Tower geht es, wie sollte es auch anders sein, in ein Restaurant zum Abendessen. Anschließend steigen wir in den Bus und fahren zu unserem nächsten Hotel. Das befindet sich zwar direkt unter einer Autobahn, aber gefühlt befindet sich alles außer dem Stadtzentrum neben oder unter der Autobahn, die über der Stadt zu schweben scheint. Beim gemütlichen Zusammensitzen in der Hotellobby lässt die Band noch einmal Revue passieren, was wir erlebt haben und stellt wieder fest: „Wir haben nicht mehr viel Zeit in China.“
Im kommenden Beitrag erfahrt ihr mehr über das Doppelkonzert am nächsten Tag. Bis dahin viele Grüße,
euer JJOS.
– Johannes Bund